Zum Hauptinhalt springen

RedenVeröffentlicht am 29. Oktober 2025

Staatsbesuch von Südafrika

Rede von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter anlässlich des Staatsbesuchs des südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter trifft den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa während seines Staatsbesuchs in der Schweiz.

Video

Rede

Sehr geehrter Herr Präsident
Sehr geehrte Minister
Exzellenzen
Geschätzte Mitglieder des Bundesrats
Sehr geehrte Damen und Herren

Zwischen Bern und Pretoria liegen mehr als 8000 Kilometer. Und doch ist diese Distanz zwischen den Gipfeln der Alpen und dem Highveld-Hochplateau, zwischen der Schweiz und Südafrika relativ, denn unsere Länder haben vielen Ähnlichkeiten und pflegen eine enge Beziehung.

So ist es auch kein Zufall, dass wir uns in diesem Jahr bereits zum vierten Mal sehen. Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, Sie im Januar in Davos zu treffen, im Februar in Ihrer Heimat zu besuchen; im September in New York zu treffen und heute begrüsse ich Sie zum zweiten Mal in diesem Jahr in der Schweiz.

Es gab einen anderen südafrikanischen Präsidenten, der die Schweiz innerhalb eines Jahres zwei Mal besuchte: Nelson Mandela im Jahr 1997. Damals berichtete eine Zeitung, Mandela habe bei seinem offiziellen Besuch die Schweizer Wirtschaft mit viel Charme ermutigt, ihre bereits intensiven Wirtschaftsbeziehungen mit Südafrika weiter auszubauen.

Ich zweifle nicht daran, dass es auch Ihnen gelingen wird, unsere Wirtschaftsakteurinnen und -akteure ‒ und mit ihnen weitere Personen ‒ zu begeistern.

Herr Präsident

Nelson Mandela stattete der Schweiz seinen ersten offiziellen Besuch im Jahr 1997 ab. Heute empfängt die Schweiz zum ersten Mal einen südafrikanischen Präsidenten zu einem Staatsbesuch. Und dieser Staatsbesuch ist von grosser Bedeutung: Er symbolisiert die langjährige Partnerschaft zwischen der Schweiz und Südafrika, die über die Jahrzehnte durch Dialog, Zusammenarbeit und gegenseitigen Respekt gereift ist.

Die Geschichte lehrt uns, dass es in der Beziehung unserer Länder auch dunkle Zeiten gab. Es freut mich deshalb besonders, dass unsere Partnerschaft heute den Geist zweier Länder widerspiegelt, die eine vielfältige und lebendige bilaterale Beziehung pflegen, auch wenn sie auf verschiedenen Kontinenten liegen.

Ich möchte einige Bereiche nennen, in denen wir besonders intensiv zusammenarbeiten: Handel, Mediation und Demokratie sowie Wissenschaft und Kultur.

Südafrika ist einer unserer wichtigsten Handelspartner auf dem afrikanischen Kontinent. Unsere Länder tauschen Waren im Wert von mehr als vier Milliarden US-Dollar aus. Über 100 Schweizer Unternehmen sind in Südafrika tätig und haben mehr als 50 000 Arbeitsplätze geschaffen. Der Grossteil der ausländischen Direktinvestitionen, welche die Schweiz in Afrika tätigt, fliesst nach Südafrika. Darüber hinaus ist Südafrika ein Schwerpunktland der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Schweiz.

Unsere Länder können auf eine breite Palette von Abkommen zur Erleichterung von Handel und Investitionen zählen. Angesichts der aktuellen globalen Entwicklungen ist zu erwähnen, dass die Schweiz die meisten südafrikanischen Industriegüter und bestimmte Agrarprodukte bereits 1997 von Einfuhrzöllen befreit hat.

Ich bin zuversichtlich, dass dieser Staatsbesuch weiter dazu beitragen wird, die laufenden Gespräche zur Modernisierung unseres Freihandelsabkommens zu befeuern. Und ich freue mich besonders, dass unsere Wirtschaftsminister beim heutigen Staatsbesuch zwei Absichtserklärungen unterzeichnen werden, mit der die wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter intensiviert werden soll.

Unsere Beziehungen beschränken sich jedoch nicht auf den Handel: Unsere Aussenministerien arbeiten bei einer Vielzahl sowohl bilateralen als auch internationalen Projekten und Aktivitäten Hand in Hand.

Die Schweiz und Südafrika sind beide multikulturelle Staaten mit mehreren Landessprachen und Kulturen, die nebeneinander Bestand haben. Dies hat uns die Wichtigkeit der Kompromisskultur und der Toleranz gegenüber anderen Meinungen gelehrt. Beide Länder haben Koalitionsregierungen und wissen damit aus erster Hand um die Bedeutung der Kunst der Kompromissfindung. Kompromisse sind nicht immer einfach, doch sind sie äusserst wichtig.

So auch auf internationaler Ebene. In der aktuellen geopolitischen Lage, in der im Umgang mit Differenzen zunehmende Tendenzen zu politischem Hass, Polarisierung und sogar bewaffneter Gewalt und Krieg vorherrschen, ist es umso wichtiger, Mediation und Demokratie zu fördern und zu verteidigen. Nur so können wir dazu beitragen, Konflikte zu lösen und zu verhindern. Südafrika mit seiner Geschichte und seiner Erfahrung bei der Abschaffung der Apartheid weiss um die Bedeutung der Mediation und kann andere Länder in ihren Bemühungen um eine friedliche Konfliktlösung unterstützen.

Deshalb freue ich mich sehr, dass unsere Aussenminister heute eine Absichtserklärung für eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Mediation und zur Förderung der Demokratie unterzeichnen werden. Unsere Länder verfügen über den Hintergrund, die Erfahrung und jetzt auch den institutionellen Rahmen für eine internationale Zusammenarbeit und die gemeinsame Unterstützung friedensfördernder Massnahmen.

Weiter möchte ich unsere Zusammenarbeit in Wissenschaft und Kultur erwähnen.

Seit 2022 arbeiten Südafrika und die Schweiz gemeinsam am Square Kilometre Array Observatory, einem bedeutenden Projekt zum Bau des weltweit grössten Radioteleskops. Das Projekt verdeutlicht das Potenzial von Wissen und wissenschaftlicher Zusammenarbeit, denn sie bringen Nationen und Menschen zusammen und eröffnen Zukunftsperspektiven.

Das Gleiche gilt für die internationalen Kulturbeziehungen: Die vierte Absichtserklärung, die wir heute unterzeichnen werden, soll die internationalen Kulturbeziehungen und die kulturelle Zusammenarbeit unserer Länder stärken. Ein fünftes Dokument, das heute unterzeichnet werden soll, ist der Zusammenarbeit im Berufsbildungsbereich gewidmet.

Herr Präsident, Ihre heutige Anwesenheit in Bern ist ein historisches Ereignis. Wie bereits erwähnt, empfängt die Schweiz heute zum ersten Mal einen südafrikanischen Präsidenten zu einem Staatsbesuch. Das war längst überfällig.

Heute machen wir einen wichtigen historischen Schritt in unseren bilateralen Beziehungen. Darüber hinaus zeugen die fünf Erklärungen in den Bereichen Handel, Berufsbildung, Diplomatie und Kultur, die heute unterzeichnet werden sollen, von unserem festen Willen zur Intensivierung unserer bilateralen Zusammenarbeit.

Vielen Dank, Herr Präsident, dass Sie heute hier sind.

Mediagallery

Medienkonferenz

Medienmitteilung

Bundesrätin Karin Keller-Sutter

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter während der ersten offiziellen Bundesratssitzung des Jahres 2025

Präsidialjahr 2025

Karin Keller-Sutter amtet im Jahr 2025 als Bundespräsidentin.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter zu Beginn der Debatte im Nationalrat

Biografie

Bundesrätin Karin Keller-Sutter ist seit Januar 2023 Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartments EFD und ist seit 2019 im Bundesrat. Zuvor war sie Ständerätin des Kanton St. Gallen.

Autogrammkarte

Hier können Sie eine Autogrammkarte der Bundespräsidentin bestellen.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter diskutiert während einer Podiumsdiskussion mit Journalist Sebastian Ramspeck,

Interviews und Beiträge

Eine Auswahl an Interviews von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter.

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter spricht an der Fruehjahrssession der Eidgenössischen Räte

Reden

Reden von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter im Wortlaut.