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RedenVeröffentlicht am 21. Mai 2025

Staatsbesuchs von Präsidentin Vjosa Osmani Sadriu, Republik Kosovo

Offizielle Rede von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter empfängt die Präsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani Sadriu, im Lohn

Rede

Es gilt das gesprochene Wort

Frau Präsidentin
Herr Sadriu
Exzellenzen
Liebe Bundesrats-Kolleginnen und -Kollegen
meine Damen und Herren

Frau Präsidentin, wir freuen uns sehr, dass Sie und Ihre Delegation die Schweiz besuchen.

Die Schweiz gehörte zu den ersten Staaten, die Kosovos Unabhängigkeit 2008 anerkannt haben. Und nun findet der erste Staatsbesuch eines kosovarischen Staatsoberhaupts in unserem Land statt. Wir würdigen damit die vielfältigen Beziehungen, die zwischen der Schweiz und Kosovo gewachsen sind. Und wir unterstreichen die künftigen Chancen im Austausch unserer Länder.

Zuerst und zuvorderst möchte ich über die mehr als 160’000 Menschen sprechen, die zur kosovarischen Diaspora in der Schweiz zählen. Schon in den 1960er- und 1970er-Jahren kamen die ersten kosovarischen Arbeitskräfte zu uns. Sie waren wichtig für das wirtschaftliche Wachstum der damaligen Zeit: in der Industrie, in der Gastronomie und auf dem Bau.  Später, in den 1990er-Jahren, folgte eine weitere, weitaus schmerzhaftere Migrationswelle. Politische Unruhen und letztlich der Krieg zwangen viele Kosovarinnen und Kosovaren, ihre Heimat zu verlassen. In jenen schweren Jahren bot die Schweiz zehntausenden Menschen Schutz und Sicherheit.

Seither haben viele dieser Familien bei uns neue Wurzeln geschlagen und neue Lebensperspektiven gefunden. Inzwischen leben zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer, Kosovarinnen und Kosovaren zweiter und dritter Generation, in der Schweiz. Sie sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob als Fussballstars oder Lehrerinnen, Mechaniker, Managerinnen und Politiker: Sie alle prägen seit Jahrzehnten unser Land mit. Ihre Erfolgsgeschichten sind auch Erfolgsgeschichten der Schweiz.

Ein schönes Beispiel für die enge Verbundenheit unserer Länder ist der Umstand, dass der kosovarische Botschafter in der Schweiz auch Schweizer ist.

Die Geschichte der Migration aus Kosovo in die Schweiz ist eine Geschichte der Integration und des Zusammenwachsens. Und sie ist eine Geschichte der Solidarität mit Flüchtenden.

Seit über drei Jahren erleben wir wieder einen Krieg auf europäischem Boden. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine erinnert uns daran, dass Frieden und Selbstbestimmung keine Selbstverständlichkeiten sind. Sie müssen verteidigt werden. Kosovarinnen und Kosovaren wissen, was es bedeutet, für Freiheit und Selbstbestimmung einzustehen.

Die Schweiz steht entschlossen für das Völkerrecht und die territoriale Integrität aller Staaten ein – sei es in der Ukraine oder in Kosovo. Mein Land bekennt sich weiterhin klar zu seinem Engagement für Frieden und Sicherheit in der Region des westlichen Balkans. Wir setzen uns dafür ein, demokratische Strukturen zu festigen und das Vertrauen in rechtsstaatliche Prozesse zu stärken. Die Schweiz und Kosovo sind beides Demokratien mit einer pluralistischen Parteienlandschaft.  Und beide Staaten müssen Wert auf den Minderheitenschutz legen. Das verbindet uns in einer Zeit globaler Unsicherheit mehr denn je.

Frau Präsidentin
Exzellenzen

Heute werden wir Gelegenheit haben, das gesamte Spektrum der bilateralen Beziehungen zu erörtern. Und wir werden auf internationale Entwicklungen zu sprechen kommen.

Die Europäische Union ist für unsere beiden Länder eine wichtige Partnerin. Die Schweiz verfolgt in der Zusammenarbeit mit der EU ihren bewährten bilateralen Weg. Unsere Interessenpolitik widerspiegelt sich in einer Reihe von Abkommen mit der EU in klar definierten Bereichen. Der Kosovo seinerseits strebt eine volle EU-Mitgliedschaft an. Wie bei allen Ländern des Westbalkans unterstützen wir die europäische Perspektive.

Wir teilen auch eine besondere Beziehung zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Schweiz pflegt eine tiefe und traditionsreiche Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten. Und für Kosovo sind die USA einer den engsten Verbündeten. Sie waren eine unverzichtbare Stütze auf dem Weg zur Unabhängigkeit und zur internationalen Anerkennung. Aktuelle geopolitische Veränderungen, auch aufgrund der US-Politik, stellen für viele Länder neue Herausforderungen dar.

Die Welt ordnet sich gerade neu. Wie das neue Gleichgewicht aussehen wird, wissen wir noch nicht. Was es aber mehr denn je brauchen wird, ist das Engagement für eine regelbasierte Ordnung, für Frieden und Sicherheit, für offene Märkte und für Demokratie.

Frau Präsidentin
Exzellenzen

Ein wesentlicher Unterschied zwischen unseren Ländern ist die schiere Zeitdauer ihrer Existenz. Für die Schweiz liegen die ersten Jahrzehnte des Bundesstaates so weit zurück, dass bei uns weitgehend in Vergessenheit geraten ist, was es bedeutet, ein Land aufzubauen. Und Kosovo ist das jüngste Land Europas.

Neben dieser Differenz gibt es auch viele Gemeinsamkeiten. Vielleicht ganz besonders die schönen Alpenlandschaften. Den Charme der Kleinräumigkeit. Den starken Sinn für Gemeinschaft.

Frau Präsidentin, Herr Sadriu, der Bundesrat in corpore freut sich sehr über Ihren Besuch, auf den heutigen Austausch und auf die künftigen Kontakte zwischen unseren Ländern!

Mediagallery

Medienmitteilung

Nachtrag vom 22. Mai 2025

Da am zweiten Tag des Staatsbesuches wegen des Wetters Flüge mit Helikoptern ausfielen, musste das Programm gekürzt werden. Auf den Besuch an der Universität St.Gallen musste verzichtet werden. Dafür gab es eine kurze Führung durch die St.Galler Stiftsbibliothek.

Medienkonferenz

Bundesrätin Karin Keller-Sutter

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter während der ersten offiziellen Bundesratssitzung des Jahres 2025

Präsidialjahr 2025

Karin Keller-Sutter amtet im Jahr 2025 als Bundespräsidentin.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter zu Beginn der Debatte im Nationalrat

Biografie

Bundesrätin Karin Keller-Sutter ist seit Januar 2023 Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartments EFD und ist seit 2019 im Bundesrat. Zuvor war sie Ständerätin des Kanton St. Gallen.

Autogrammkarte

Hier können Sie eine Autogrammkarte der Bundespräsidentin bestellen.

Bundesrätin Karin Keller-Sutter diskutiert während einer Podiumsdiskussion mit Journalist Sebastian Ramspeck,

Interviews und Beiträge

Eine Auswahl an Interviews von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter.

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter spricht an der Fruehjahrssession der Eidgenössischen Räte

Reden

Reden von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter im Wortlaut.